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Leps, Günther

Professor Dr.-Ing. habil. Günther Leps

*10. April 1938   †15. März 2020

Nachruf

Die Kolleginnen und Kollegen des Kunststoff-Kompetenzzentrums Halle-Merseburg, der Akademie Mitteldeutsche Kunststoffinnovationen, der Polymer Service GmbH Merseburg und des Instituts für Polymerwerkstoffe e.V. Merseburg trauern um Herrn Professor Dr.-Ing. habil. Günther Leps, der am 15. März 2020 nach kurzer schwerer Krankheit verstorben ist.

Prof. Dr. Günther Leps

Günther Leps wurde am 10. April 1938 in Vockerode geboren. Nach der Schulzeit, die er 1956 mit dem Abitur in Dessau beendete und während der er beizeiten ein hohes naturwissenschaftlich-technisches Interesse entwickelte, studierte er in Rostock und in Leipzig Physik. An der Universität Leipzig diplomierte er 1962 mit dem Thema „Bau eines Membranmanometers mit elektromagnetischer Kompensation“ am dortigen Institut für Festkörperphysik bei Prof. Hertz. Unmittelbar nach dem Studium war Günther Leps als Technologe im damaligen Fernmeldewerk Nordhausen beschäftigt. 1964 bot sich für ihn die Gelegenheit, wieder wissenschaftlich arbeiten zu können. Die sehr junge Technische Hochschule für Chemie Leuna-Merseburg suchte nämlich Assistenten in dem neu gegründeten Institut für Werkstoffkunde und mechanische Technologie, das unter der Leitung des von der Bergakademie Freiberg stammenden Professors Fritz Günther stand. Und Günther Leps nutzte die Chance und begann eine Tätigkeit als wissenschaftlicher Assistent auf dem Gebiet der Werkstoffkunde. In dem damals allgemein werkstoffkundlich geprägten Institut bestanden seine Aufgaben in der Lehre, in der Durchführung von Übungen und Praktika zur Werkstoffkunde. In der Forschung beschäftigte er sich vor allem mit dem Deformationsverhalten von metallischen Werkstoffen und dessen Beeinflussung durch Ultraschall. 1971 konnte er mit seiner Dissertation zum Thema „Beeinflussung der plastischen Deformation im Druckversuch durch überlagerten Ultraschall“ erfolgreich zum Dr.-Ing. promovieren.

Mit der Gründung der Sektion Hochpolymere im Jahre 1968 und der Eingliederung des Instituts für Werkstoffkunde in diese Struktureinheit erfolgte eine zunehmende Profilierung in Forschung und Lehre auf dem Gebiet der Polymerwerkstoffe. An diesen Prozessen hatte Dr. Leps stets großen Anteil. Engagiert arbeitete er an den erforderlichen Entscheidungsprozessen mit und trug zur Entwicklung des Instituts für Werkstoffkunde – das dann ab 1976 Sektion Werkstofftechnik hieß – insbesondere auf dem Polymergebiet entscheidend bei. 1979 wurde Dr. Leps zum Hochschuldozenten berufen. 1984 habilitierte er mit dem Thema „Werkstoffwissenschaftliche Untersuchungen zur Entwicklung schlagzäher Polymerwerkstoffe auf der Basis amorpher Thermoplaste“.

1987, kurz nach seiner Ernennung zum außerordentlichen Professor, übernahm er im Rahmen des Wissenschafts- und Hochschulabkommens der DDR mit Algerien für fast 3 Jahre Aufgaben als Hochschullehrer an der Universität Blida (Algerien) auf dem Gebiet der Werkstoffwissenschaft und insbesondere auf dem Gebiet der Korrosion und des Korrosionsschutzes. Es waren wohl harte und anstrengende Jahre, die er – wie er einmal selbst äußerte – aber nicht in seinem Leben missen möchte. Jahre, die ihm nicht nur neue Einblicke in andere Kulturen verschafften, sondern auch sein Weltbild präzisierten.

Nach Beendigung des Auslandsaufenthaltes im Jahre 1990 – die politische Wende war in der DDR in vollem Gange – nahm Prof. Dr. Leps seine Tätigkeit an der TH Merseburg wieder auf und profilierte sich auf dem Gebiet der Oberflächentechnik, der Korrosion und des Korrosionsschutzes und entwickelte sich zum anerkannten Fachmann auf diesem Gebiet. Insbesondere die Oberflächenbehandlung polymerer Werkstoffe z. B. durch Plasmaverfahren, aber auch die Metallisierung von Polymeren und der Korrosionsschutz von Metallen mittels polymerer Werkstoffe waren Gegenstand seiner Arbeiten der letzten Jahre. Stets waren ihm seine profunden Kenntnisse der Polymerwerkstoffe von Nutzen, um das Gebiet der Oberflächentechnik weiterzuentwickeln. 1996 erfolgte der Ruf auf die ordentliche Professur „Oberflächentechnik, Korrosion / Korrosionsschutz“ an die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, an der er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 2003 wirkte. Gegenstand seiner Forschungstätigkeit der letzten Jahre sind Studien zur elektrochemischen Korrosion von rostfreien Stählen und Sonderlegierungen, die im Fahrzeugbau, in der Abwasserreinigung, in der Reaktortechnik, der Biotechnologie oder der Medizintechnik zum Einsatz kommen. Ein wichtiger Schwerpunkt seiner Arbeiten war weiterhin die Adhäsion in Polymer-Metall-Verbunden. Die gezielte Modifizierung der Grenzflächen in diesen Verbunden und deren Charakterisierung führte zu wesentlichen neuen Erkenntnissen.

Prof. Leps hat es hervorragend verstanden, eine profilgebende Lehre im Studiengang Werkstoffwissenschaft aufzubauen und auf hohem Niveau zu realisieren. Mehrere Dutzend Diplomanden und Doktoranden wurden durch ihn in fast 40 Jahren Hochschultätigkeit sachkundig angeleitet und zum Erfolg geführt.

Ihm gelang es auch, auf wissenschaftlichem Gebiet zahlreiche Verbindungen zu einschlägigen Unternehmen und Einrichtungen zu knüpfen und diese zum Nutzen beider Seiten auszubauen. Das von ihm aus der Taufe gehobene „Oberflächentechnische Kolloquium“ ist ein Beleg dafür. Auch nach seiner Emeritierung pflegte Professor Leps die Verbindung zu seinen ehemaligen Kolleginnen und Kollegen der Polymerwissenschaften in Merseburg, so dass ihm 2003 die Ehrenmitgliedschaft im Institut für Polymerwerkstoffe e.V. Merseburg verliehen wurde.

Wir werden Herrn Prof. Dr.-Ing. habil. Günther Leps ein ehrendes Andenken bewahren und ihn als liebenswerten Kollegen und Menschen in Erinnerung behalten.

Die Mitglieder des Institut für Polymerwerkstoffe e.V. Merseburg
Die Mitarbeiter der Polymer Service GmbH Merseburg
Die Mitarbeiter des Kunststoff-Kompetenzzentrums Halle-Merseburg
Die Stiftung Akademie Mitteldeutsche Kunststoffinnovationn